Ein Bahnhof!

Angeregt durch den Bahnhof Stammbach von Ben wurde ich angespornt, ein eigenes Bahnhofsgebäude zu bauen. Da ich den Haltepunkt „Wattenweiler“ bereits umgesetzt habe, lag es nahe, mit der benachbarten Betriebsstelle „Essendorf“ weiterzumachen.
Bauspielbahn-Treffen 2021 in Schkeuditz
Hier mit der wundervollen 44 von Tamás de Groot

Essendorf war ein kleiner Dorfbahnhof, der 1984, also ein Jahr nach Wattenweiler, seine Reisezughalte verloren hat. Interessant war, ebenso wie an der benachbarten Zugfolgestelle Ummendorf, das bis zum Schluss (1992) vorhandene und in Betrieb befindliche Wärterstellwerk. Die beiden letzten an der Südbahn. Diese waren jedoch nur besetzt, wenn die Bedienung des Bahnhofs mit dem Übergabezug erfolgt ist. Um im Notfall dennoch Überholungen durchführen zu können, soll für den Fahrdienstleiter ein Dienstfahrrad vorgehalten worden sein.
Bauspielbahn-Treffen 2021 in Schkeuditz
und hier mit der 218 von Ben

Um prüfen zu können, ob sich die Proportionen im Modell stimmig umsetzen lassen, habe ich mit dem Bau zunächst digital begonnen. Gerade das zerklüftete Dach stelle dabei eine Herausforderung dar. An einzelnen Stellen (Ecken der Dachrinnen, 75° Innenecke sowie bei den Fenstern) werde ich wohl selbstgedruckte Teile einsetzen müssen.
VT 627.0 in Essendorf
Hier mit meinem VT 627.0-Vorserienfahrzeug.

Bereits im ersten nackten Rohbau verschlingt das Empfangsgebäude über anderthalb Grundplatten samt des angebauten Güterschuppen mehr als 2.500 Teile. Stud.io nennt einen Steinepreis von über 500€ und ein Gewicht von über 5 kg. Im weiteren digitalen Baufortschritt mit Bahnsteig und detailliertem Güterschuppens stieg die Teilezahl auf über 5.600 an, die Kosten werden im Bereich von 1100€ angegeben und das Gewicht bewegt sich zügig auf die 10kg zu. In der Praxis wird der Bau nicht so teuer werden, da recht viele der Teile bereits vorhanden sind.
Bahnhof Essendorf
Hier von der Straßenseite

Im Zuge des zweigleisigen Ausbaus der württembergischen Südbahn, bekannt aus dem Lied von der „schwäb’sche Eisebahne“, entstanden bis 1913 viele Empfangsgebäude der Bahnhöfe neu. Sehr ähnliche, aber im Detail unterschiedliche Gebäude findet bzw. fand man in Einingen (abgerissen), Erbach, Dellmensingen (abgerissen), Rißtisssen-Achstetten, Schemmerberg, Langenschemmern, Essendorf, Durlesbach, Mochenwangen und Niederbiegen.

Das 1912 erbaute Gebäude des Bahnhofs Essendorf ist dabei eines der kleineren Gebäude und verfügt, statt der ansonsten charakteristischen Bogengalerie über eine Säuldendach. Es ist auch heute noch erhalten und befindet sich in Privatbesitz.

Interessant war am Bahnhof das bis 1992 in Betrieb befindliche Kurbelstellwerk württembergischer Bauart nebst zugehörigem Wärterstellwerk. Eine ausführliche Beschreibung des Stellwerks findet sich im HiFo von DSO. Ob heute mit heute neu gebauten elektronischen Stellwerken auch 80 Jahre lang sicher Züge verkehren werden können?

Für den Nachbau ist es sehr hilfreich, auf umfangreiche vorhandene Hochbaupläne und Fotos im Landesarchiv von Baden-Württemberg zugreifen zu können. Danke für diesen fantastischen Bürgerservice!
www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=21…

Dort finden sich auch einige Fotos:
www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-637188
www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=23…

Zum Bahnhof gehören Empfangsgebäude, Wärterstellwerk, ein Nebengebäude mit Toiletten ein Raiffeisen-Lagerhaus, zwei durchgehende Hauptgleise, einem Überholgleis, zwei Gütergleisen, 6 Hauptsignalen und 13 Weichen. Die Umsetzung im Modell hat eine gewisse Idealisierung dieser Anlagen erfordern. Die erstmalige Präsentation erfolgte auf dem Bauspielbahntreffen in Schkeuditz.