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Herzlichen Glückwunsch zum 30. Geburtstag, Gaisbockbahn!

Vor 30 Jahren, am 01.07.1993 fuhren zum ersten mal die dunkelblauen NE81 Triebwagen der Bodensee-Oberschwaben-Bahn (BOB) auf den Gleisen der Deutschen Bundesbahn zwischen Friedrichshafen Stadt und Ravensburg. Aus heutiger Sicht klingt das wie ein ganz normaler Vorgang. Damals war es eine Sensation, etwas was es vorher so noch nicht gegeben hat. Nichtbundeseigene Eisenbahnen verfügten damals allesamt über eigene Strecken. Auf Gleisen der Bundesbahn wurde von Privatbahnen nur in Ausnahmefällen gefahren. Wenn überhaupt, nur bis in die anschließenden Bahnhöfe. In Sigmaringen oder Hechingen gab es eigene „Landesbahnhöfe“ von denen die HzL abfuhr. So war das auch bei bei vielen anderen Bahnen. Regelungen für den diskriminierungsfreien Netzzugang gab es noch nicht. Die ersten Trassenentgelte betrugen, wenn ich mich recht erinnere, gerade mal 1,30 DM pro gefahrenen km. Diese sollten allerdings recht schnell massiv steigen.
Absolut Steinchen, St. Augustin, 16.05.2023

Die BOB wurde von kommunalen Trägern gegründet und bediente zusätzlich einige Jahre zuvor von der Bundesbahn aufgelassene Haltepunkte wieder. Nach und nach wurden die Halte modernisiert oder entstanden ganz neu. Die Strecke wurde nach Süden (Friedrichshafen Hafen) und Norden (Aulendorf) erweitert. Zu den zunächst zwei NE81 gesellte sich bald ein drittes Fahrzeug. Im Zuge der Streckenerweiterung wurden die moderneren und vor allem einen ebenerdigen Einstieg bietenden RegioShuttle über drei Bestellungen beschafft.
Absolut Steinchen, St. Augustin, 16.05.2023
Damit die BOB nicht unter Fahrdraht „dieseln“ muss, wurden gebrauchte Triebwagen der Baureihe 426 beschafft, die im Design der BOB foliert wurden.

Erst im Laufe der Jahre wurde es alltäglich, dass „Privatbahnen“ über Staatsbahngleise fuhren. Aus heutiger Sicht eine völlige Normalität. Von meiner Seite an die damals verantwortlichen Akteure schon jetzt großen Dank und Anerkennung für diese fantastische Pionierleistung und an all die Menschen, die dieses Werk weiter fortgeführt und gut gedeihen haben lassen!

Aus Anlass dieses Jubiläums habe ich meinen Fuhrpark vervollständigt. Ein „Blaubeerkörble“ ET426 habe ich schon länger und aus vielen Ausstellungen präsentiert. Jetzt ist ein RegioShuttle, hier aus der zweiten BOB-Lieferserie, sowie ein NE81 dazugekommen.
Absolut Steinchen, St. Augustin, 16.05.2023

Hier noch mal alle Fahrzeuge gemeinsam auf einem Bild. Auch wenn das beim Vorbild so nicht möglich war. Und in Wattenweiler, dessen letztes Gebäude zum Jahreswechsel 1983/84 abgerissen wurde schon gar nicht.
Absolut Steinchen, St. Augustin, 16.05.2023

In den Fahrzeugen wurden ganz überwiegend originale LEGO Elemente verwendet. In einigen speziellen Fällen wurde auf Teile anderer Hersteller zurückgriffen oder Teile aus dem 3D-Drucker verwendet.

Es ist ein schönes Gefühl, Modelle alle jemals eingesetzten Triebfahrzeugtypen einer Bahngesellschaft mit solch langer Tradition zu besitzen.

Immer eine Überraschung

Das Stöbern bei Bricklink bringt immer wieder Überraschungen. Seltene Teile, Teile die es nicht geben sollte. Shops, bei deren Preise man glaubt, dass diese ausschließlich auf den Dummen warten, der jeden Tag aufstehen soll. Schnäppchen. Und vor allem die ganz normalen Steine, die man so dringend benötigt. manchmal auch in der großen, benötigten Menge.

Immer wieder stößt man auch auf Shops von Leuten die man persönlich kennt. Läden, ganz in der Nachbarschaft, von denen man nichts wusste. Oder auch auf Namen, die man dort nicht vermutet hat. Bei meinem letzten Einkauf bin ich über einen Namen und ein Logo gestoßen, dass ich zwar kenne, bisher aber nicht im Ansatz mit Klemmbausteinen in Verbindung gebracht habe. Obwohl man sich dort bereits 1974 mit der Produktion von Teilen aus ABS beschäftigt hat.

Heute ist die Zender GmbH aus Mülheim-Kärlich als Bricklink-Händler aktiv. In den 70ern bis 90ern kannte man die Firma vor allem als Tuning-Firma, die jährlich einen dicken Katalog herausbrachte. Und dafür gesorgt hat, das so mancher „GTI“ sich heute nicht mehr im Originalzustand befindet.

298 Unfälle. 116 Piloten starben. Tote Zivilisten nicht gezählt.

„Wie kommt man günstig an einen Starfighter? – Man kauft sich einen Acker und wartet“ hieß es in meiner Kindheit.
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Zwischen 1964 und 1979 stürzten jedes Jahr zwischen 10 und 27 dieser Maschinen ab. In den Jahren davor und danach waren die Absturzzahlen geringer, da weniger Maschinen im Einsatz waren. Nicht in diesen Zahlen enthalten sind die Abstürze „alliierter“ Maschinen in Deutschland.

Während der Einsatzzeit des Lockheed Starfighter F-104 bei der Bundeswehr, zwischen 1960 und 1991, sind 133 Zivilpersonen beim Absturz von Militärflugzeugen ums Leben gekommen. In der dieser Zahl zugrunde liegenden Bundestagsdrucksache wird nicht nach Flugzeugtypen unterschieden. 70 dieser Totesopfer dem sind dem Flugtagunglück von Ramstein zuzuordnen. An der kein Starfighter beteiligt war. Besonders dramatisch war der Absturz eines kanadischen Starfighters im Rahmen einer Flugvorführung an der Rhein-Main Air Base am Pfingstsonntag 1983, bei dem die Familie Jürges ausgelöscht wurde.

Schicksale, wie das des damals Siebenjährigen Friedhelm Dux, der am 28. April 1967 bei einem Absturz in Horn-Bad Meinberg ums Leben kam finden, im Gegensatz zu den toten Piloten, keinen Eingang in die Dokumentationen.

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F-104G 22+98 MFG 2 im Aeronauticum, Nordholz

Über die Ursachen für all diese Unglücksfälle wurde damals und heute viel spekuliert. Aus meiner Sicht sind die Ursachen vielfältig. Einige konnten durch Nachbesserung abgemildert werden. Grundsätzliches Übel war wohl vor allem die Umkonstruktion des Schönwetterjägers zu einem Schlechtwetter-Allzweckflugzeug dass in der Lage war, Atombomben zu tragen.

Vor allem in den frühen Jahren werden Mängel bei der Ausbildung und Wartung ihren Anteil an der Absturzserie gehabt haben. Auf Fanseiten werden die Abstürze auf einen pro 6.000 Flugstunden herunter gerechnet. Das sei ein für Militärflugzeuge üblicher Wert.

Als Verteidigungsminister hatte Franz-Josef Strauß die Einführung dieses Flugzeugs, entgegen Expertenrat, wesentlich forciert. Die Zusammenhänge wurden national im Rahmen der Starfighter-Affäre, international im Rahmen des Lockheed-Skandals, aufgebarbeitet.

Doch was hat mich dazu gebracht, mein erstes Flugzeug zu MOCcen?
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Auf dem letzten Absolut-Steinchen ist Daniel (Sorn) mit Reißzwecken, Nylonschnüren -und Flügzeugen aus LEGO-Steinen herumgeklettert. Um die Modelle über die Landschaft fliegen zu lassen. Das hat mir angeregt, mich mal mit der erweiterten dritten Dimension zu beschäftigen. Einen Flieger will ich auch mal bauen. Nicht immer nur Häuser und Autos.
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Auch um ein wenig Annabelle in meine Stadt zu bringen
 Ich bitte dich, komm sei so gut,
 Mach‘ meine heile Welt kaputt!

habe ich mich des „Wittwenmachers“ besonne, der leider bestens in die Zeit in der meine Modelle meist angesiedelt sind, passt.
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Kunst soll nicht nur schön sein, sondern auch zum Nachdenken anregen. Wie geht die Situation aus? Überlebt der Pilot? Wird es zivile Opfer geben? werden sich die Besucher der Ausstellung fragen. Aber auch die Erinnerung, wie es damals war. Was hat man empfunden, als der Schulunterricht wegen Tiefflugübungen mal wieder unterbrochen werden musste? Oder draußen, als man das Gefühl hatte, sogar den Piloten erkennen zu können? Und wie haben das die Generationen empfunden, die selber den Krieg miterlebt haben?
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Zunächst hatte ich begonnen, das Modell von John Lamarck nachzubauen. Im Laufe stetiger Veränderungen ist das Modell schließlich ganz anders geworden. Auch wenn der Urheber manches Detail erkennen dürfte. Wichtigste Hilfe beim Nachbau war die Maßzeichnung aus der Wikipedia, die ich in der Größe des Modells und um das Steineraster ergänzt, ausgedruckt auf meinem Bauplatz liegen habe.
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Um die Umsetzung zu vereinfachen, habe ich mich für eine an die Marineflugzeuge angelehnte Farbgebung entschieden. Oberhalb der Tragflächen dunkelgrau, darunter hellgrau. Vielleicht folgt später noch ein anderer Anstrich. Bei dem angebrachten VC+112 handelt es sich aus Absicht um eine Phantasiekennung.
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Das Modell befindet im „unkontrollierten Sinkflug“ auf Grund einer „thermischen Überlastung“ des einzigen Triebwerks, wie heutige Militärstrategen in ihrem menschenverachtenden Euphemismus den nahen Absturz wohl bezeichnen würden.
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Mit brennendem Triebwerk hat der Pilot gerade noch die letzten Häuser überflogen, um sich mit dem Schleudersitz zu retten und den kaputten Flieger in einen menschenleeren Acker stürzen zu lassen.

Ob die Ressourcen der Farnheimer Wehren, die bei solchen Großschadenslagen zur Verstärkung angefordert werden, ausreichend sind, wird bei einer der nächsten Ausstellungen geklärt werden.

Fanseiten:
916-starfighter.de – Die Historie der 916 deutschen Starfighter.
Flightschwein F-104G – Der Mythos und sein Bodenpersonal aus Sicht eines Technikers der Bundesluftwaffe
The International F-104 Society (IFS)

Sendung zum Thema:
Starfighter Mit Hightech in den Tod (arte)
Bewegende 90-Minuten-Dokumentation mit vielen Zeitzeugen. Auch Pilotenwitwen werden porträtiert.
Fernsehfilm Fernseh-Drama „Starfighter – Sie wollten den Himmel erobern“ (RTL) zur Affäre und den damit verbundenen Schicksalen (noch nicht ausgestrahlt). Trailer zum Film.